Volterra und ein Lost Place

Endzeitstimmung verspürt man definitiv, wenn man nahe Volterra durch eine ehemalige Psychatrie steift.

 

 

Aber von vorne: Volterra ist seit jeher berühmt durch den Abbau und die Bearbeitung von Alabaster. Die zahlreichen Kunsthandwerkstätten des Ortes exportieren in alle Welt. Beim Bummel durch die mittelalterlichen ruhigen Gassen fühlt man sich zurückversetzt und kann den Hauch der Vergangenheit spüren.

Hier waren wir mit zwei Freunden verabredet, die zur gleichen Zeit ebenfalls in der Toskana Urlaub machten.

Da wir etwas früher schon im Ort ankamen, haben wir uns hier erst noch etwas umgesehen und den ein oder anderen Cache gesucht. Geparkt haben wir ganz in der Nähe von GC2W2RQ - Volterra - Docciola - dem früheren römischen Brunnen der Stadt. Hier haben früher die Frauen das Wasser geholt oder die Wäsche gewaschen. Eine solche Anlage findent man heute noch in vielen antiken Städten. Auf dem Spaziergang durch die Stadt lohnt es sich an GC49P8Y - Volterra - Porto all' Arco vorbei zu gehen. Empfehlenswert ist auch  GC4942H - Volterra - Teatro Romano - von hier hat man einen tollen Ausblick auf das römische Theater. Wer nach seiner Erkundungstour durch die Stadt etwas Ruhe braucht, kann sich den Park ansehen und dabei auch gleich den Cache GC2W2RQ - Verde Volterra suchen.

 

Etwas später saßen wir dann bei schönstem Sommerwetter am für toskanische Städte typischen Rathausplatz, witzelten über einen hier gedrehten Kinofilm und genossen unseren Kaffee. Bald darauf entschlossen wir uns das örtliche Foltermuseum (welches ebenfalls in mehreren toskanischen Städten zu finden ist) anzusehen…

 

Mit erleichtertem Geldbeutel schauten wir uns gleichzeitig angewidert und doch interessiert die verschiedenen Exponate und deren Erklärung an, waren aber über die überschaubare Größe des Museums im Verhältnis zum Eintrittspreis letztendlich doch etwas enttäuscht. Zur dem Zeitpunkt ahnte keiner von uns, dass uns bald ohne jegliche Kosten ein Schauer über den Rücken laufen würde…

Was nun, fragten wir uns? Im vorhinein hatte ich davon gelesen hatte, dass es in unmittelbarer Nähe von Volterra eine seit den 70ger Jahren verlasse Psychiatrie gibt.  In die Fassade des Gebäudes hatte ein dort untergebrachter Künstler nahmen Oreste Fernando Nannetti (NOF4) nur mit Hilfe seiner Gürtelschnalle ein Werk der Art Brut (eine Synthese aus bildender Kunst und Literatur) gekratzt. Dies klang schon sehr interessant und der hier versteckte Cache  GC2MZD2 - Volterra - N O F 4  machte uns mehr als neugierig.

Gespannt was uns erwarten würde, erreichten wir zügig das Gelände und betraten neugierig die Räume, die einst für unzählige Patienten eher Gefängnis statt Zuflucht gewesen waren. Die Psychiatrie von Volterra besaß seinerzeit einen zweifelhaften Ruf – wie so viele andere Psychiatrien. „Nach Volterra gehen“ wurde zum Synonym eines Weges ohne Rückkehr. NOF4 selbst sagte einmal, dass 10% der Insassen an den Folgen der Elektroschocktherapie starben, 40% auf Grund von Krankheiten und 50% zu Grunde gingen aus Mangel an Liebe und Zuneigung. Bis zu 6000 Menschen waren hier gleichzeitig untergebracht, 20 Waschbecken und 2 Bäder für jeweils 200 Patienten. Vielleicht auch wegen dieser Vorgeschichte ist bis heute eine bedrückende Aura in diesen Hallen zu spüren.

Meterlange dunkle Flure mit unzähligen offenen Türen, Putz auf dem Boden, zugewachsene Fenster, das entfernte Summen eines Wespennestes und die sonst gespenstische Stille ließen uns schaudern. Nur vorsichtig erkundeten wir die Räume. Dieses Gebäude war seit Jahren verlassen, nur das ein oder andere Graffiti zeugte davon, dass sich hier noch ab und an jemand hin wagte. Glassplitter knirschten unter unseren Schuhen. Bei jedem unvorhersehbaren Geräusch zuckten wir zusammen. Hier waren wir, in der perfekten Kulisse für jeden Horror- oder Zombie-Film. War da nicht ein Motorgeräusch entfernt zu hören? Kam gerade der Psychopath mit seiner Kettensäge um uns zu holen? Lediglich die Blutspritzer an der Wand fehlten für die perfekte Illusion.